Georg-Simmel-Zentrum für Stadtforschung

Urban Futures at Risk Research Group

 

Die Forschungsgruppe "Urban Futures at Risk" wird verschiedene Aspekte urbaner Reaktionen auf Krisen untersuchen: zivilgesellschaftliches Engagement, die Handlungsfähigkeit lokaler Aktivisten, politische Partizipation, nachhaltige Entwicklung, Migration und gefährdete urbane Identitäten. 
 
Wenn grundlegende gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen durch Pandemien, militärische Konflikte und Klimakrisen in Frage gestellt werden, werden die Vorstellungen von individueller und kollektiver Zukunft, die in einem stabilen Alltagsleben als selbstverständlich angesehen werden, plötzlich irrelevant und müssen neu überdacht werden. Bei der Arbeit an unseren einzelnen Projekten wollen wir uns mit der umfassenderen Frage auseinandersetzen, wer, wie und welche Ebenen daran beteiligt sind urbane Zukünfte in verschiedenen Städten und politischen Systemen zu entwickeln und umzusetzten.
 
Die Rolle der Städte bei der Unterstützung und Bewältigung lokaler und globaler Herausforderungen ist stetig gewachsen, was ihre besondere Funktion in der Definition und Entwicklung verschiedener Zukünfte verdeutlicht. In den Städten wird die Verbindung zwischen großräumigen Strukturen und dem Alltagsleben auf unterschiedliche Weise hergestellt und das Wirken der Zukunftsgestaltung wird sichtbar. 
 
Die Positionierungen, die wir als Gruppe teilen - betroffen von Störungen unseres eigenen urbanen Lebens aufgrund von Krieg und Unterdrückung - liefern die Linse für das, was wir vorschlagen: Wir wollen die Rolle von Agency und Zukunft von unten diskutieren, insbesondere im Hinblick auf gefährdete urbane Orte - aber auch auf die gefährdete urbane Wissenschaft.
 
 
Teilnehmer*innen der Forschungsgruppe:
 
 

Prof. Dr. Talja Blokland 

ist geschäftsführende Direktorin der Abteilung Stadt- und Regionalsoziologie am Sozialwissenschaftlichen Institut (ISW) der Humboldt-Universität zu Berlin und Leiterin der Forschungsgruppe "Urban Futures at Risk". Ihre jüngsten Forschungsprojekte waren "Humboldt OPEN Freiraum" (2021) und "Städtisches Leben Während Corona im Dialog", wo sie sich der wissenschaftlichen Kommunikation und dem Dialog mit Experten, Bürgern und Fachleuten widmete, mit dem Ziel die Ergebnisse ihres Forschungsprojekts "Städtisches Leben Während Corona" (www.corona.hu-berlin.de) der Stadt zurückzumelden.

Talja Bloklands Forschungsinteressen liegen in der Sozial- und Beziehungstheorie, der Stadtsoziologie und der Sozialpolitik. Im weiten Feld der Stadtforschung interessiert sich Talja Blokland besonders für urbane Ungleichheiten und Marginalisierungsprozesse, Placemaking, Nachbarschaftswandel und Nachbarschaftszusammenhalt.

 

Dr. Valeria Lazarenko

promovierte in Psychologie und ist ehemalige Philipp-Schwarz-Stipendiatin am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS).

Dr. Lazarenko studierte Sozialpsychologie an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew und schloss ihre Doktorarbeit (2020) am Institut für soziale und politische Psychologie in Kiew, Ukraine, ab. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie psychogeografische Narrative und Identitäten von Binnenvertriebenen in der Ukraine. Sie ist zudem ehemalige Gastwissenschaftlerin an der Arctic University of Norway (2018) und der Universität Bayreuth (2018-2019). In den Jahren 2021-2022 arbeitete sie mit dem in Kiew ansässigen unabhängigen Think Tank „Cedos“ zusammen, wo sie ein Projekt über die Auswirkungen eines ausgewachsenen Krieges auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine leitete.

 

Zu Valerias aktuellen Forschungsinteressen gehören Studien zu Affekten und Emotionen im Zusammenhang mit Erfahrungen von Zwangsmigration, Integration und transnationalen Bindungen. Ihr aktuelles Forschungsprojekt "Spatialized Decision-Making of Ukrainian Refugees in Germany" untersucht, wie sich die deutsche Politik zur Unterstützung ukrainischer Geflüchteter auf die Entscheidungsfindung dieser auswirkt und wie die Erfahrungen der Flüchtlinge mit bürokratischen Verfahren und Wohnraumproblemen zu einem Gefühl der (Nicht-)Zugehörigkeit und permanenten Temporalität beitragen.

 

Dr. Olena Kononenko

ist promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin und war bis 2023 außerordentliche Professorin an der Abteilung für Wirtschafts- und Sozialgeographie der Geographischen Fakultät an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew.

Dr. Kononenko verteidigte ihre Doktorarbeit zum Thema "Entwicklung potenziell gefährlicher Industrien am Beispiel der Ostukraine" beim "Council on Problems of Productive Forces in Ukraine" der NAS der Ukraine (2001). Außerdem leitete sie das wissenschaftliche Labor für regionale, wirtschaftliche und politische Probleme an der Geographischen Fakultät der TSNUK (2003 - 2012). In dieser Zeit war das Labor an der Durchführung einer Reihe von Projekten beteiligt, die sich mit der Schaffung und Entwicklung von nationalen Naturparks, sowie mit Studien zur regionalen Sicherheit und zum Naturmanagement beschäftigten. Olena war Gastwissenschaftlerin am SFB 1265 "Re-Figuration of Spaces", der TU Berlin (2022). Sie ist zudem Autorin von Publikationen zu den Themen: nachhaltige Stadtentwicklung, grüne Wirtschaft, Umweltverhalten der Bevölkerung und Resilienz von Städten gegenüber sozialen und ökologischen Herausforderungen.

Dr. Olena Kononenkos Forschungsprojekt widmet sich dem Wiederaufbau von Städten nach Kriegen und Katastrophen. Es konzentriert sich auf Anpassungsstrategien für die Zeit nach der Krise sowie auf die Rolle von Gemeinden und Einwohnern im Prozess des Wiederaufbaus von Städten. Als Geografin ist Olena daran interessiert zu untersuchen, wie die Bewohner Veränderungen in der Stadtlandschaft wahrnehmen und wie sie sich an deren Umgestaltung beteiligen.

 

Dr. Oleg Pachenkov

ist Soziologe mit Spezialisierung auf urbane Studien. Er promovierte 2009 am Fachbereich Soziologie der Staatlichen Universität Sankt Petersburg. Seit 1996 arbeitet er als leitender Forscher und Projektkoordinator am Zentrum für unabhängige Sozialforschung (CISR) in St. Petersburg, Russland. 2015 erhielt das CISR in Russland den offiziellen Status einer "ausländischen Geheimdienstorganisation"; 2016 begann Dr. Pachenkov als Berater und Forscher in den Projekten des CISR e.V. Berlin zu arbeiten. Von 2012 bis 2021 leitete er das Zentrum für Angewandte Forschung (CeAR) an der Europäischen Universität Sankt Petersburg (EUSP), und seit 2020 arbeitet er als Projektleiter am Zentrum "UP" für Urbanismus und Partizipation an der EUSP.

Im Jahr 2006 erhielt Dr. Pachenkov das renommierte Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung (BUKA). Im Jahr 2010 gründete Oleg Pachenkov die interdisziplinäre Experten- und Aktivistenplattform „Open Urban Lab“ (OUL) in Sankt Petersburg. Im Jahr 2013 veröffentlichte er eine Sammlung von Kapiteln: "Urban Public Space. Facing Challenges of Mobility and Aestheticization'' (erschienen in englischer Sprache im Peter Lang Verlag). 2014 war Oleg Pachenkov Mitherausgeber des Handbuchs (auf Russisch) "SAGABOOK" für die angewandte vorplanerische Sozialforschung, das in enger Zusammenarbeit mit OUL und "Gehl Architect"'' entstanden ist.

Seit 2012 ist er leitender Herausgeber der Buchreihe "Studia Urbanica" des NLO-Verlags in Russland. Im Jahr 2021 gründete er ein interdisziplinäres Bildungsprogramm CO-URBANISM am EUSP.

Dr. Pachenkov ist Autor und Co-Autor von mehreren Dutzend Publikationen zu Themen wie Migration und ethnischer Ökonomie, städtischer öffentlicher Raum, städtischer Aktivismus, informelle Wirtschaft und Straßenwirtschaft (siehe einige unter: https://www.researchgate.net/profile/Oleg-Pachenkov-2/research). Derzeit arbeitet er hauptsächlich in den Bereichen Stadtforschung und interdisziplinäre Kunst-/Sozialwissenschaft, informelle Bildung sowie Beratung für städtische Aktivisten. Mehr unter: https://www.pachenkovivoronkova.com/ (auf Russisch).

 

Dr. Oksana Zaporozhets

Dr. Zaporozhets promovierte an der Ural State University in Soziologie. Bis März 2022 arbeitete sie als außerordentliche Professorin und Leiterin des Labors für Stadtsoziologie an der National Research University Higher School of Economics in Moskau. Dr. Zaporozhets kam in den Jahren 2000-2001 als Fullbright-Stipendiatin an den Fachbereich Soziologie der Universität von Kansas. Sie war außerdem Gastprofessorin an der European Humanities University (Vilnius) und unterrichtete dort von 2007 bis 2013 einen Kurs über Stadtsoziologie.

Dr. Zaporozhets hat ein breites Spektrum an Forschungsinteressen, darunter Studien zur Digitalisierung des städtischen Lebens (einschließlich der Digitalisierung der Nachbarschaft und der digitalen Bürger*innenmedien); Studien zum öffentlichen Verkehr, insbesondere zur U-Bahn in russischen Städten; sowie Studien zur städtischen Bildsprache wie Straßenkunst und Graffiti in Moskau und Berlin. Diese Forschungsbereiche werden durch das Interesse an Stadtbewohnern als Gestalter, die das städtische Leben formen und verändern, vereint. Sie ist Mitherausgeberin zweier Monografien, "Nets of the City: Citizens. Technologies. Governance" (2021, auf Russisch) und "Microurbanism. City in Details" (2014, auf Russisch). Dr. Zaporozhets hat an vielen internationalen Projekten teilgenommen, darunter "The layered cake of Russian-Finnish neighbourness: everyday interactions at different scales" (2017-2021) und "The Marshrutka Project: Fluid mobilities for cities in transition: spatial dynamics of marshrutkas in Central Asia and the Caucasus" (2015-2018).

Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf soziale Netzwerke, die von Neuankömmlingen in Berlin geschaffen und genutzt werden, um sich im städtischen Leben zurechtzufinden und mit verschiedenen Institutionen und Alltagssituationen umzugehen. Diese Netzwerke, die seit vielen Jahren in Betrieb sind und Tausende von Neuankömmlingen vereinen, prägen das komplexe digitale Umfeld der Stadt.

 

Dr. Ülkü Doğanay 

Nach ihrem Bachelor-Abschluss an der Fakultät für Kommunikationswissenschaften der Universität Ankara erwarb Ulku Doganay einen Master-Abschluss in Politikwissenschaft an der Technischen Universität des Nahen Ostens und promovierte an der politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ankara. Während ihrer Promotion studierte sie mit einem Stipendium der Türkischen Akademie der Wissenschaften am französischen Presseinstitut der Universität Paris II. Im Jahr 2009 wurde sie außerordentliche Professorin im Bereich Politisches Leben und Institutionen, und 2014 zur ordentlichen Professorin an der Fakultät für Kommunikation der Universität Ankara, wo sie von 1994 bis 2017 tätig war. Im Februar 2017 wurde sie per Notverordnung aus dem öffentlichen Dienst verbannt, weil sie die Petition "Akademiker für den Frieden" unterzeichnet hatte.

Neben mehreren Arbeiten zu politischer Kommunikation, Demokratie und Diskriminierung ist sie zudem Autorin des Buches "Rethinking Democratic Procedures" (2003, auf Türkisch) und Mitautorin der Bücher "I am not a Racist but: Discourses of Racism and Discrimination in the Press" (2011, auf Türkisch), "Elective Democracy" (2017, auf Türkisch) und „Faces of Discrimination" (Herausgeberin, 2018, auf Türkisch).

Nach ihrer Entlassung von der Universität Ankara unterrichtete sie Kurse an der "Ankara Solidarity Academy", der "School of Human Rights" und der "OFF-University". Von 2019 bis 2023 war sie als "Remote Scholar" an der Abteilung für öffentliche Politik der Universität von Connecticut tätig. Das Gerichtsverfahren zu ihrer Wiedereinstellung an der Universität Ankara ist noch nicht abgeschlossen.

Dr. Doganays Forschungsprojekt widmet sich der Analyse der Diskurse prominenter politischer Akteure in der Türkei während der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2024 mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Analyse der Diskurse über städtische Demokratie, Repräsentation und das Recht der Bürger auf Stadt.

 

Project administrator: Dr. Henrik Schultze